Ernährungstherapie

Ernährungstherapie

Wir sehen für die Entstehung von Essstörungen eine Mischung aus seelischen, sozialen und körperlichen Prozessen als ursächlich an.
Schaut man einmal genau auf die körperlichen Vorgänge, so stellt sich ein großer Teil davon wahrscheinlich als Gewöhnungs- bzw. Lernprozess dar. Die Gesamtheit aller Sinne und Organe des Körpers, alle Strukturen des Körpers gewöhnen sich daran, das gestörte Essverhalten sensorisch als normalen Zustand zu empfinden. Dieses Empfinden verbindet sich mit den Empfindungen zur seelischen und  sozialen Situation, beeinflusst diese und wird von ihnen beeinflusst - ein dauernder, unvermeidlicher, sich wechselseitig beeinflussender Kreislauf.

Wir halten es daher für unabdingbar, jungen Menschen mit einer Essstörung ganz konkret und alltagspraktisch Hilfe, Begleitung und Unterstützung bei der Zu- und Nachbereitung, in der Mahlzeitensituation selbst, beim Bevorraten, aber auch im Freizeitverhalten (z.B. Sport) an die Hand zu geben - ohne dabei zu vergessen, auf die Empfindungen, die die Ernährung in den betreffenden Situationen auslöst, einzugehen.

Die Gesamtheit dieser Bemühungen nennen wir Ernährungstherapie.
Das Zusammenwirken der Beratungs- und Übungsangebote unserer Ernährungsberaterinnen mit der Gesamtheit aller Pläne, Regeln und Pflichten, Angebote und Unterstützungsformen ergibt die für einen essgestörten jungen Menschen nötige Ernährungstherapie.

Unsere ernährungstherapeutische Grundüberzeugung fußt wie das gesamte Betreuungskonzept auf der Haltung, daß jeder Mensch frei ist, sich zu entscheiden, wie er oder sie sein, aussehen und sich fühlen möchte. Für die Ernährungstherapie bei Bitter & Süß heißt dies, gegenüber jeder Art von Diäten äußerst kritisch zu sein - und zwar nicht allein aus konsumkritischen Gründen (siehe das Werk von Susie Orbach). Oft ist es ja gerade nicht das Problem unserer Bewohner/-innen, sich rigide an Pläne zu halten und sich einzuschränken. Vielmehr fällt es ihnen schwer, auf ihre (nicht zuletzt) körperlichen Bedürfnisse und Gefühle zu hören (Hunger, Sattsein, Völle, Unwohlsein,...) und darauf angemessen zu reagieren.

Unabhängig von diesen individuellen Lebensentscheidungen weiß man heute um die schweren gesundheitsbeeinträchtigenden Folgen starken Unter- oder Übergewichts, die insbesondere auf lange Sicht so wahrscheinlich zu Minderung der Lebensqualität und Lebenserwartung führen, daß es fahrlässig wäre, dies zu ignorieren.

Wir halten uns an die von der WHO empfohlenen Grenzen (Normalgewicht zwischen BMI 18,5 und 30).

Unsere Ernährungsberaterin erstellt mit jedem/r Bewohner/-in einen individuellen Ernährungsplan. Dieser dient als Orientierung und Gerüst, manchmal auch als Vorgabe. Er wird in regelmäßigen Gesprächen überprüft und an die Gegebenheiten des Alltags angepasst. Dabei spielen die Menge und Art des Essens natürlich eine große Rolle (Wenn das Essen stimmt, gibt es keinen Grund es nicht zu essen.), aber eben auch viele andere Dinge - letztlich alles das, was die Betroffenen für erheblich halten, denn nur von ihnen kann die Gesundung ja ihren ausgehen.

Sehen Sie hierzu auch den Abschnitt "Alltag, Struktur, Pflichten, Grenzen".

Wichtig: Wenn Sie sich fragen, ob Sie selbst oder ein/e Angehörige/r an einer Essstörung leiden / leidet, lassen Sie sich von einer Beratungsstelle informieren und suchen Sie gegebenfalls eine/n Arzt/Ärztin auf. Bei Dick & Dünn Berlin erhalten Sie alle weiteren Informationen und ein umfangreiches Beratungsangebot.

Lesen Sie auch: AdipositasAnorexieBulimieBMI, (in unserer Infothek) und die sehr informativen Seiten der Beratungsstelle "Dick&Dünn".