Gute Lebensmittel - schlechte Lebensmittel

Gute Lebensmittel - schlechte Lebensmittel

Was sollten wir essen und was nicht ?

Bio oder billig, fast food oder slow food, Acrylamid, Dioxine, BSE, Zimt oder Cumarin - die Liste der Lebensmittel bzw. Nahrungsbestandteile, die Fragen aufwerfen, ist beliebig verlängerbar.

An diesen Fragen hängen Kaufentscheidungen, Tag für Tag, Mahlzeit für Mahlzeit, Löffel für Löffel. Wenn wir morgen beginnen wollten, alle schlechten Nachrichten über die in unseren Supermärkten erhältlichen Lebensmittel ernst zu nehmen, würde die Speisenfolge sehr eintönig werden.

Für Menschen mit einer Essstörung sind solche Fragen erheblich erschwert, weil ihr Bedürfnis, das Richtige zu essen, noch viel größer ist als ohne Essstörung. Es gibt sogar eine Form der Essstörung, die sich durch die starke Fixierung auf diese Frage auszeichnet, die "Orthorexie" (siehe Infothek).

Wir bieten Unterstützung auf dem Weg, einen individuell passenden, entspannteren Umgang mit dem Essen zu finden. Dabei sind uns folgende Aspekte besonders wichtig:

  • regelmäßig und ausreichend zu essen
  • Hunger und Sättigung wieder spüren zu lernen
  • ohne Verbote und schlechtes Gewissen zu essen
  • genießen und sich etwas gönnen dürfen.

Gibt es gute oder schlechte Lebensmittel ?

Wir bei Bitter & Süß verneinen diese Frage grundsätzlich (Ausnahme: alle Arten von Diätprodukten, siehe weiter unten). Insbesondere sollte es keine Verbote geben, also bestimmte Lebensmittel, die man sich selbst verbietet - am Ende überwiegt doch das Bedürfnis gerade danach. Demnach wäre es eher o.k., sich am Abend vor dem Fernseher mal eine halbe Tafel Schokolade zu Gemüte zu führen, als darauf zu verzichten - wenn sie nicht hinterher erbrochen werden muß.

Der beste, heilsamste und schnellste Weg aus einer Essstörung hinaus führt über eine ausgewogene, gemischte Ernährung, die aus allem besteht, worauf man/frau Lust hat.

Dennoch gibt es natürlich sehr wohl

  • Empfehlungen für eine gesunde Ernährung
  • unterschiedliche Geschmäcker
  • unterschiedliche Ernährungsformen (z.B. vegetarisch / vegan)
  • die Diätfrage.

Wer sagt uns, was wir essen sollten ?

Vorsicht: Diese Frage besteht aus zwei Teilen:
Von wem erhalten wir eine Antwort?   Und:   Was sollen wir essen?

Zur ersten Frage darf man nie vergessen, dazu zu fragen "cui bono - Wem zum Vorteil?". Wenn etwa die Werbung uns wieder mal "aufklärt", warum gerade jener Instant- Früchtetee für unsere Jüngsten so prima ist, dann liegt diese Frage auf der Hand. Komplizierter wird es bei Aufklärungskampagnen, die scheinbar neutral daher kommen: So hat z.B. das Bundesministerium für Verbraucherschutz eine „Plattform Ernährung und Bewegung“ (peb) initiiert, die sich dadurch auszeichnet, vor allem den Bewegungsmangel und gerade nicht die schlechte Ernährung von Kindern als Ursache für Übergewicht zu benennen. Prominente Mitglieder von peb (neben anderen): Coca Cola, Ferrero, der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie, McDonald’s, die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker, PepsiCo, Mars – Firmen, die kein Interesse an gesunder Ernährung, sondern am Verkauf von Snacks, Junkfood und Soft Drinks haben. Dahinter verbrigt sich eine Marketingstrategie namens "white washing" - das Unverdächtigmachen problematischer Produkte.

Ebenso verstellen Sendungen wie "germanys next top model" inklusive ihrer figur-, ernährungs- und verhaltensbezogenen Kommunikationsinhalte jungen Menschen oft den Weg in ein eigenes, lustbetontes Ernährungs- und Konsumverhalten.

Wie kompliziert die Erarbeitung wirklich geeigneter Ernährungsinformationen wirklich ist, zeigt die Seite der DGE, auf die wir hier verlinken, weil sie uns eine Quelle zu sein scheinen, die man nicht grundsätzlich in Frage stellen muß.

Ich mag keine Rosinen und keinen Fisch

Natürlich kann man den persönlichen Geschmack nicht ignorieren, schließlich kennt jeder Mensch Lebensmittel, die ihm/ihr einfach nicht schmecken. Bei Bitter & Süß treffen wir allerdings immer wieder einmal auf Menschen, die mit diesem Argument eine Vielzahl von Lebensmitteln für sich ausschließen. Und auf diese Weise Energie für den Fortbestand ihrer Essstörung aufwenden.

Individuelle Vorlieben werden bei uns berücksichtigt, soweit die gemeinsame Verpflegung dies zulässt.

Vegetarische + vegane Lebensweise

Es ist im Rahmen einer gesunden und gemischten Ernährungsweise möglich, auf Fleisch (-erzeugnisse) zu verzichten, ohne daß dem Körper irgendwelche Nährstoffe fehlen. Daher wird beim gemeinsamen Kochen auf Vegetarier/innen Rücksicht genommen.
Eine rein vegane Ernährungsweise dagegen ist in der WG nicht umsetzbar. Wir verlangen von bisher vegan lebenden Interessenten/innen, daß sie diese Lebensweise aufgeben, wenn sie bei uns wohnen wollen.

Die Diätfrage

Lebensmittel, die in irgendeiner Weise kalorienreduziert oder -angereichert sind, werden in unserer Küche ebenso wenig verwendet wie solche, in denen irgendwelche bestimmten Nährstoffe besonders angereichert sind (z.B. Vitamine). Solche Anreicherungen oder Reduzierungen haben unerwünschte Nebeneffekte, die essgestörte Menschen unbedingt vermeiden sollten. So wird z.B. durch die appetitsteigernde und abführende Wirkung von Zuckeraustauschstoffen das Spüren der Bedürfnisse irritiert - was man aber gerade braucht, um die Essstörung los zu werden.

Die meisten Diäten werden entworfen, propagiert und durchgeführt, um Gewicht zu verringern. Entsprechend oft sind Diäten ein Auslöser für Essstörungen (siehe auch : Mediale Inszenierung). Selbst wenn es Diäten geben mag, die selbst nicht  riskant sind, so besteht dennoch das Risiko, daß die dauernde Beschäftigung mit Essen und Gewicht im Rahmen auch solcher Diäten zum Problem werden kann.

Umgekehrt kann bei einer notwendigen Gewichtszunahme der Einsatz hochkalorischer Trinknahrung sinnvoll sein; dies erfolgt jedoch in der Regel eher bei Klinikbehandlungen.

Ferner gibt es natürlich medizinisch unabdingbare Ernährungsvorschriften wie etwa bei Diabetes oder Zöliakie. Liegt eine solche Erkrankung bei gleichzeitiger Essstörung vor, ist das Wiedererlernen eines normalen Essverhaltens zusätzlich erschwert. Jede Bewohnerin, bei der eine solche medizinisch bestätigte Erkrankung vorliegt, hat die Möglichkeit, bei uns entsprechendes Essen zu erlernen. Gleiches gilt für alle Arten von Lebensmittelallergien.